WM 2007 Oirschoot oder das Ende der Götterdämmerung
Islandpferde-WMs machen süchtig und so langsam gewinnt der Wahnsinn auch bei uns Methode. Und wie es bei einer Sucht so ist- man braucht immer höhere Dosen.
Im Jahre 1999 in Bayern (Rieden) waren wir das erste Mal dabei, am Sonntag zum Finale (wenn die WM schon mal im eigenen Land stattfindet!!). Zwei Jahre später in Östereich musste es dann schon das ganze Wochenende sein und soooo viel weiter als Bayern ist das ja nun auch nicht. Nach erfolgreicher Abstinenz im Jahre 2003 zur dänischen WM (sooooo weit zu fahren wäre ja absolut bescheuert...) fuhren wir 2005 nach Schweden (klar - ist ja auch viel näher als Dänemark) und redeten uns ein, wir hätten schon immer mal dort Urlaub machen wollen. An dieser Fassade hielten wir auch tapfer fest, kauften uns ein Extended-Weekend-Ticket (Fr. Sa. So.) machten viele Ausflüge und stellten fest das Schweden wirklich eine Reise wert ist. Zusätzlich hielten es zumindest Steffi und Martina noch einen Tag in den Vorausscheidungen aus (na ja - nur EIN Zusatzticket) und erstaunlicherweise kann man es tatsächlich interessant finden einen ganzen Tag lang Töltprüfung und Töltpreis anzusehen. Außerdem ist uns dort der Töltgott in Form von Johann Skulason mit Hvinur erschienen. Ein abolut perfekt gerittener Töltpreis mit einem perfekten Pferd ließ uns in Anbetung erstarren (einmal nur dieses Gefühl im Hintern und dann sterben...)
Dieses Jahr also Holland. Das Reise-Urlaubs-Alibi war nicht glaubwürdig, denn nach Holland hat es uns wirklich noch nie gezogen. Es blieb also nur das Comming-Out, das Bekenntnis zu den Unanonymen Islandpferde Weltmeisterschafts 'Holics (UIWH) und der Kauf von Dauertickets für die ganze Familie. Allerdings - ein wenig Sightsseeing war auch geplant - Amsterdam und vielleicht noch zum Meer...
Die Fahne wartet auf Fans...
Fest im Turnierprogramm stand jedoch die Vorentscheidung im Töltpreis T1 (incl. Huldigung des Töltgottes) und der Fünfgangpreis F1 (einmal die gleichen Moleküle atmen wie Kraftur frá Bringu). Außerdem musste natürlich die junge Reiterin Nadine Hahn angefeuert werden, die aus Hessen kommt, sich in den Passprüfungen für das WM-Team qualifizieren konnte und deren Pferd Offi vom gleichen Züchter im Vogelsberg stammt wie Naggur.
Der Töltgott zeigte sich allerdings nicht ganz so göttlich wie erwartet. Hatten wir in Schweden noch das perfekte Zurücknehmen auf der Hinterhand ohne sichtbare Zügeleinwirkung am Ende der langen Seite bewundert, wirkte der Ritt jetzt nicht ganz so harmonisch und Hvinur drückte etwas auf die Hand. Der Fünfgangpreis machte am nächsten Tag trotz absolut miserablen Wetters mit Dauer-Schüttregen Spaß beim Zuschauen und wir konnten Frauke Schenzels Einzug ims A-Finale als vorläufig Zweitplatzierte bejubeln. Schade nur, das sich die liebevoll hergerichtete Anlage trotz guter Vorbereitung und präparierter Wege langsam in eine Matschlandschaft verwandelte.
Leider hatte sich auch der Campingplatz entsprechend verwandelt und wir hatten ohne Allradler keine Chance diesen zu verlassen. Unsere Essensvorräte waren minimal und auch vom geplanten Ausflug nach Amsterdam am nächsten Tag verabschiedeten wir uns schonmal geistig, da kaum über Nacht mit hinreichender Trocknung des Platzes zu rechnen war. Doch zum Glück waren wir nicht die einzigen Südhessen in Holland! Reiner und Eva gaben uns ein warmes Plätzchen zum Aufwärmen in Ihrem Wohnwagen und fütterten uns mit Spaghetti und holländischen Keksen durch. An dieser Stelle nochmals vielen lieben Dank!!!
Nach einer Nacht mit wenig Schlaf gab es dann Viergangpreis statt Amsterdam. (Was war nachts lauter? Der prasselnde Regen auf dem Zeltdach oder doch die grölenden schwedischen Jugendlichen in der Nachbarschaft?). Unsere deutschen Mädels Lena und Birga konnten sich wie erhofft direkt für das A-Finale qualifizieren. Die 'Cool Runnings' ernteten den größten Sympathieapplaus - denn das Anologon zu den Jamaikanern im Bobsport sind (noch) die Slowenen in der Islandpferdeszene. Überhaupt war das Publikum sehr fair - so wurde nach einem tollen, harmonischen Viergangpreis der spätere Weltmeister Stian Pedersen aus Norwegen von Zuschauern aller Nationen mit stehenden Ovationen verabschiedet.
Der anschließende Samstag war wie immer der Tag der B-Finale. Allerdings wollte diesmal nicht die gewohnte Stimmung aufkommen. Der etwas blutleere Kommentatorenstil war in den Vorentscheidungen noch nicht aufgefallen - da man sich hier mehr auf die einzelnen Ritte und nicht auf das Mitfiebern bei seinem Lieblingspaar konzentriert, jetzt aber machte er sich bemerkbar. Außerdem gab es wenig Gelegenheit zum Schwenken der nationalen Symbole, da die deutschen Reiter entweder bereits im A-Finale waren, oder aber zugunsten anderer Prüfungen trotz ordentlicher Aussichten die Teilnahme gestrichen hatten (Frauke Schenzel T1, Jolly Schrenk V1), was aber leider im Vorfeld den Zuschauern nicht bekannt gegeben wurde. Das kleine Finale im Fünfgang war bei fast allen Teilnehmern ziemlich vermurkst. Außerdem haben wir bisher in B-Finals auf der WM selten Pferde gesehen, die der Situation nervlich überhaupt nicht gewachsen waren - diesmal gab es sie reichlich. So manche Regung zum Applaus wurde in dem Bemühen unterdrückt nicht zur weiteren Eskalation auf der Ovalbahn beizutragen.
Steffi und Verena beim Stuhlgang in Oirschoot

Am Finaltag gab es dann aus deutschen Sicht ordentlich Grund zum Fahnenschwenken. Jolly Schrenk holte sich mit Laxness den Weltmeistertitel in der Töltprüfung. Frauke Schenzel behauptete mit Naepa nach tollen Passläufen im Fünfgang Ihren zweiten Platz aus der Vorausscheidung. Lena Trappe holte Silber im Viergang und Birga Wild Bronze im Töltpreis und im Viergang . Im Töltpreis katapultierte sich dann unser Töltgott aus dem Olymp. Zu Beginn des zweiten Aufgabenteils trat sich Hvinur ein Eisen nebst einen ordentlichen Stück Huf ab und war offensichtlich nicht mehr in der Lage diese Prüfung zu laufen, die aber erst nach Begin des starken Tempos Tölt abgebrochen wurde. Ehrgeiz vor Horsemanship - dies ist götterunwürdig!
Es gibt also doch keine echten Götter - nur echte Kämpfer. Und den Kämpferpreis hat für mich Nadine Hahn verdient. Während der WM krank verbrachte sie die Zeit im Krankenhaus und im Bett. Bis auf... ja bis auf die Zeit in der die Passprüfungen stattfanden. Da krabbelte Sie auf Ihr Passgeschoss und konnte durchaus im Passrennen, im Speedpass und in der Passprüfung mit der Weltspitze mithalten und jeweils Plätze um den 10. Rang erreiten. Herzlichen Glückwunsch und unseren ausgesprochenen Respekt!
Schweiz 2009 - we want to FEEL THE BEAT !!!


